Pressestimmen


Online Review Fringe Festival, Prague - Prague Film&Theater Center, 29.5.2015

Puppen, Menschen und Objekte, Juli 2014






 


Puppen, Menschen und Objekte
Ausgabe 2014-1 110, Juli 2014

 
Drawing in Motion

Visuelle Gedichte über Menschen und Tiere

So schnell wie die Bilder entstehen verändern und verflüchtigen sie sich. Die Künstlerin Michaela Bartonova sitzt an der Seite und zaubert sie mit Hilfe eines Stiftes auf ihren iPad und  von dort auf die große, leuchtende Leinwand, die den hinteren Bühnenraum ausfüllt.  Ralf Lücke, dessen schwarzer Schatten sich scharfkantig in die grafische Bewegung einfügt, und der mit den Projektionen auf dem eigenen Körper spielt,  erweitert tänzerisch- pantomimisch das  Geschehen in den Raum hinein.
Schwungvolle Striche statten einen Paradiesvogel mit großen Federn aus, verschmelzen mit  der Maske und dem Schatten des Spielers und stehen am Ende für sich. Aus Kringeln, Klecksen, Strichen und Punkten werden Meerestiere. Von kraftvollen Linien übermalt, erkennen wir plötzlich kantige Bohrtürme und sehen die Fische im Netz verenden. Der Mensch darin ist Jäger, - aber auch getriebener im eckigen Panorama einer Großstadt. Die Geschöpfe, die durch das hoch technisierte iPad  mit verspielter Leichtigkeit auf der Leinwand aufblühen, werden unversehens wieder gelöscht, deformiert, verwandelt. Ihre bizarre Schönheit ist flüchtig. Nichts bleibt, wie es ist.
Augen, immer wieder Augen schauen den Zuschauer an, vollenden sich durch Striche zu einer Kreatur und stehen plötzlich in der Zielscheibe. Unversehens finden auch geschriebene Worte in die Projektion. Was als traumhafter Schaffensprozess beginnt, wird schlagartig konkret: die fragile Schöpfung, die Vernichtung seltener Tiere, Jahreszahlen...
So ist der Inszenierung bei aller Leichtigkeit ein großer Ernst inne. Man folgt fasziniert den poetischen Entstehungs-Prozessen, die sich als  verblüffende szenische „Kapitel“ nach und nach aufblättern und in  klangvolle Musikeinheiten gebettet sind.  Die Kompositionen von Ralf Lücke haben in ihrer Eigenheit fast kontemplativen Charakter und gehen rhythmisch Hand in Hand mit Michaela Bartonovas Zeichen-Strich. Dem Zuschauer wird viel Muße geschenkt, die eigene Phantasie  spielen zu lassen und seine Nachdenklichkeit zu entfalten.
Sehenswert!

 

Kristiane Balsevicius
Redaktion PMO
(Puppen, Menschen und Objekte)